Was ist das Geheimnis eines erfolgreichen Lebens?

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Predigt am 2. Adventssonntag 2022, 4. Dezember 2022

Ein Geschäftsmann nahm einen weiten und beschwerlichen Weg auf sich. Er ging durch heiße Wüsten und eiskalte Steppen. Er kletterte auf hohe Berge und wanderte durch tiefe, dunkle Täler.

Er litt Hunger und Durst und war einsam, aber er ging immer weiter.

Endlich kam er an seinem Ziel an. Er fand Katharina, eine sehr alte, weise Frau und stellte ihr die Frage, die ihn schon seit vielen Jahren beschäftigte: „Was ist das Geheimnis eines erfolgreichen Lebens?“

Die alte Frau schwieg sehr lange.

Dann antwortete sie ihm: „Mach jeden Tag einen Menschen glücklich!“

Der Mann war froh, dass er endlich eine Antwort bekommen hatte, und wollte wieder gehen. Schließlich hatte er noch einen weiten Weg zurück vor sich, und er musste sich ja wieder um sein Geschäft kümmern. Jeden Tag einen Menschen glücklich zu machen – in Ordnung, das würde er schon schaffen.

Aber die alte Frau machte ihm mit einer Handbewegung klar, dass er noch bleiben sollte. Und sie schwieg wieder sehr lange, und der Mann wagte nicht, auch nur ein Wort zu sagen.

Schließlich fuhr die Frau fort: „Mach jeden Tag einen Menschen glücklich – selbst wenn dieser Mensch du selbst bist.“

Der Mann war sehr beeindruckt. Das war ja mal eine Aufgabe! Er wollte aufstehen, aber schon wieder gebot ihm die weise Frau, zu bleiben.

Und wiederum war Schweigen zwischen den beiden. Und in der Seele des Mannes begann diese Aussage sich auszubreiten.

Und dann fing die Frau wieder an zu reden: „Mach jeden Tag einen Menschen glücklich – vor allem, wenn dieser Mensch du selbst bist.“

Liebe Kinder und Jugendlichen, liebe Schwestern und Brüder,

das Ziel unseres Lebens ist es, glücklich zu sein. Einen anderen Menschen glücklich zu machen – vor allem aber, sich selbst glücklich zu machen. Was macht diese Aussage mit euch? Hat die alte, weise Frau recht? Und was heißt das dann, glücklich zu sein? Wie komme ich denn hin zu diesem Glück? Und – gibt es nur ein einziges Glück oder gibt es ganz viele Glücke?

Ich möchte heute ein wenig über diese Fragen laut nachdenken.

Und da ich ja der Diakon mit der Mütze bin, hab ich heute mal zwei ganz besondere Mützen mitgebracht. Die eine Mütze kennt ihr alle – es ist diese hier – die Mütze des Weihnachtsmannes. Ich vermute mal, dass es die am meisten verkaufte Mützenart auf der ganzen Welt ist, vor allem jetzt im Advent und vor Weihnachten.

Die Geschichte des Weihnachtsmannes ist schon über 200 Jahre alt. Es war der Versuch, die Geschichte des Bischofs Nikolaus auf Amerikanisch zu übersetzen. Entscheidend heute ist aber, dass er von Coca-Cola zur Werbefigur verarbeitet wurde und so, wie er heute eingesetzt wird, bringt er scheinbar das Glück in die Welt. Andere werden glücklich – ich selbst werde glücklich – das wäre dann wohl die Antwort auf die Erkenntnis der alten, weisen Frau.

Nur – es geht eben um ein mehr oder weniger zuckerhaltiges Getränk. Natürlich bringt der Weihnachtsmann auch die Geschenke, aber der Werbeerfolg für Coca-Cola ist unschlagbar.

Und wir machen uns klar: es ist nur eine Kopie, ein Abklatsch.

Eigentlich geht es ja um ihn hier – den Mann mit dieser zweiten Mütze. Wir nennen sie Mitra, und sie ist die Kopfbedeckung eines Bischof, so auch des Heiligen Bischofs Nikolaus. Der ist der eigentliche Geschenkebringer, und er hat 1700 Jahren in der heutigen Türkei Menschen dadurch Glück gebracht, dass er für sie gesorgt hat. So hat er drei Frauen vor der Prostitution gerettet, weil er ihnen die nötige Mitgift gab, so dass sie heiraten konnten. Er hat Schiffsleute gerettet, die in Seenot waren und er hat während einer Hungersnot den Menschen Korn gegeben, und er hat ein entführtes Kind gerettet.

Durch solche Taten hat er die Menschen glücklich gemacht – weil er sie aus jeweils ganz großer Not geholt hat.

Wenn wir über Glück nachdenken, dann sollten diese Gedanken unsere Richtschnur sein.

Und dann schauen wir noch auf den letzten Satz der alten weisen Frau: „Mach jeden Tag einen Menschen glücklich – vor allem, wenn dieser Mensch du selbst bist.“

Wenn wir uns selber glücklich machen wollen, dann geschieht das nicht mit übermäßigem Konsum. Es gibt hier sowieso eine wichtige Erkenntnis – wer schier unendlich reich ist, kann sich zwar alles kaufen und alles leisten, ist aber deswegen noch lange nicht glücklich.

Wenn wir uns selber glücklich machen wollen, dann damit, dass wir ehrlich auf unsere eigene Not sehen und uns die Frage stellen, wer uns helfen kann – und wer nicht. Das kann ein anderer Mensch sein, das kann ich aber auch selber sein – indem ich mir zum Beispiel meine ungesunden Marotten abgewöhne. Indem ich weniger auf Instagram unterwegs bin und statt dessen mehrere kleine Zeiten der Stille am Tag habe.

Bischof Nikolaus hat die wichtigste Botschaft von Jesus Christus verstanden und gelebt: Den Menschen in übergroßer Not zu helfen, da raus zu kommen. Und dadurch Glück zu bringen. Und zu erfahren, dass das nur mit Gottes Hilfe möglich war.

Und vielleicht haben diese Menschen ja dadurch gelernt, dass sie auch auf sich selber schauen müssen – und dadurch auch für ihr eigenes Glück sorgen.

Amen.

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