Ein normaler Freitagmorgen?
08h00 Beim Frühstück besprechen wir die Änderung der Straßenverkehrsordnung, die nun vorsieht, dass beim Rechtsabbiegen an der roten Ampel angehalten werden muss, um dann vorsichtig in den Kreuzungsbereich einzufahren. Sind Menschen auf dem Zebrastreifen oder nähern sich ihm , darf auf keinen Fall weiter gefahren werden. Wir halten diese Regelung für sinnvoll – sie schützt Leben. Bisher ging es oft sehr rücksichtslos beim Abbiegen zu.
9h20 Gespräch beim Arzt: Südkorea überlegt, Waffen in die Ukraine zu liefern und Russland droht für diesen Fall mit Waffenlieferungen nach Nordkorea. Wir philosophieren über den Wert des Lebens und die Gefährung des Lebens durch uneinsichtige Machthaber.
10h05 Ich spaziere durch Gangnam Richtung Han-Fluss. Dabei muss ich mehrere breite Kreuzungen überqueren. Ich denke über beide Gespräche nach. Das Leben ist oft sehr gefährdet.
10h07 Beim Überqueren einer breiten Straße auf dem Zebrastreifen – es ist schon mindestens 5 Sekunden Grün für Fußgänger, entsprechend rot für die Autos – fährt ein silbernes Taxi bei Rot über die Ampel. Alle anderen Autos stehen. Es sind nur 50 Zentimeter bis zum Beginn des Edgar. Worüber hatte dieser gerade noch nachgedacht?
10h12 Beim Überqueren einer anderen breiten Straße auf dem Zebrastreifen – es ist schon mindestens 5 Sekunden Grün für Fußgänger, entsprechend rot für die Autos – fährt ein schwarzes Taxi bei Rot über die Ampel. Alle anderen Autos stehen. Es sind nur 30 Zentimeter bis zum Beginn des Edgar. Edgar hört auf zu denken. Dafür war das jetzt einfach zu knapp.
13h49 Edgar sitzt am Computer und schreibt einen kurzen tagebuchähnlichen Text über einen Freitagmorgen. Und über das Leben. Über die Kostbarkeit und Endlichkeit. Über den einzelnen Moment, der soviel verändern kann. Über Fehlverhalten und Selbstüberschätzung und Machtgier und Rücksichtslosigkeit.
Jesus sagt: Ich möchte, dass Ihr das Leben habt und es in Fülle habt (vgl. Joh 10,10).
Das Leben ist jetzt. Es ist in permanenter Gefahr, von so vielen Seiten in Gefahr gebracht. Ich wünsche mir, dass wir im JETZT leben. In der Vergangenheit zu leben, kann manchmal nett sein, wenn man sich an schöne Dinge erinnert. In der Zukunft zu leben kann manchmal nett sein, wenn man sich sehr auf etwas freut. Unser Leben ist aber immer jetzt, in diesem Moment.
Und wenn schon Vergangenheit und Zukunft so wichtig sind, dann sehen wir es doch einfach christlich: In der Vergangenheit hat Christus uns erlöst, damit uns das in der Gegenwart bewusst wird und wir unser Leben genießen – und für die Zukunft wissen wir, dass wir Anteil haben am ewigen Leben.
Leben wir jetzt? Wir leben jetzt!
Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden. Halleluja.